Liebe Martha, wir freuen uns, dass Du Dir Zeit für ein Interview mit uns nimmst, damit Dich unsere Leser kennenlernen können.

Seit wann bist Du als Autorin tätig, und was hat Dich dazu bewegt, Autorin zu werden?

2004 habe ich angefangen, meinen ersten (aus guten Gründen nie zur Veröffentlichung angebotenen) Roman zu schreiben und mich ernsthaft mit den praktischen Anforderungen auseinanderzusetzen, die mit Handwerk und Kunst des professionellen Romanschreibens einhergehen. 2008 habe ich meinen ersten Verlagsvertrag unterschrieben (für meinen historischen Roman »Herrin wider Willen«) und bin seitdem hauptberufliche Schriftstellerin. Zum Schreiben bewogen haben mich meine Liebe zur Literatur, der Drang zur Kreativität und die Bewunderung für gut erzählte Geschichten.

Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Bücher?

Ich finde Inspiration in der Recherche. Es gab in der Menschheitsgeschichte unendlich viele Situationen, die spannende und dramatische Schicksale hervorbrachten. Je nach Epoche helfen mir Sach- und Fachbücher von Historikern und Soziologen, Gemälde, Fotos von historischen Gegenständen, alte Landkarten oder andere Quellen wie z.B. Briefe, Tagebücher, offizielle Berichte und Urkunden bei der Ideenfindung.

Wie lange schreibst Du im Schnitt an einem Buch, und an welchen Orten fällt Dir das Schreiben besonders leicht?

An einem historischen Roman mit 400-600 Seiten arbeite ich 10-12 Monate, wobei sich die Recherchezeit nicht so genau eingrenzen lässt. Mit meinem Frauenroman (»Kaffeeklatsch mit Goldfisch«, knapp 320 Seiten) und dem Kinderbuch (»Elternseele und Rabenherz«, 360 Seiten) war ich etwas schneller fertig.

Am liebsten schreibe ich zu Hause in meinem Arbeitszimmer oder bei warmem Wetter im Garten. An beiden Orten ist es zum Glück meistens ruhig, was für mich extrem wichtig ist.

Wie sieht Dein Arbeitsalltag als Autorin aus?

An einem durchschnittlichen Tag haben morgens zwischen 7.00 und 7.30 Uhr meine Familienmitglieder das Haus verlassen. Dann setze ich mich an den Schreibtisch und sortiere meine Gedanken und Aufgaben. An den meisten Tagen arbeite ich anschließend mit kleinen Pausen bis ungefähr 17 Uhr. Je nach Stand meiner Projekte kann das Folgendes bedeuten:

  • Entwurf einer neuen Idee und Niederschrift als Exposé, das mein Agent anschließend dem infrage kommenden Verlag vorlegen kann

  • Gespräche mit meinem Agenten oder den Lektorinnen meiner Verlage per Mail, Telefon, etc. über neue und laufende Projekte, Klappentexte, Cover, Veröffentlichungs- und Abgabetermine, Leseproben …

  • Schreibtischrecherche: Lesen, lesen, lesen, lesen. Notizen machen, ordnen und so archivieren, dass ich möglichst alles zum passenden Zeitpunkt wiederfinde.

  • Plotten: Romanhandlung und Figuren ausarbeiten. Tabellen für zeitliche Abläufe, Personen, Orte, Dinge anlegen, Notizen machen, ordnen und so archivieren, dass ich möglichst alles zum passenden Zeitpunkt wiederfinde.

  • Den Roman schreiben. Mal per Bleistift, mal Bleistiftgeschriebenes abtippend oder diktierend, mal gleich tippend, je nach Zeitdruck, Gemütsverfassung und Wetterlage. Mal mühsam um Konzentration kämpfend, mal völlig versunken in Fantasiewelten. Mal so, wie der vorher angelegte Plot befiehlt, dann wieder davon abweichend.

  • Unproduktiv aus dem Fenster starren, weil gerade mal gar nichts geht.

  • Gegebenenfalls Vorwort/Nachwort schreiben, Glossar, Personenliste, Stammbäume und Karten, die mit ins Buch sollen

  • Allein überarbeiten. Umschreiben, Inhalt schleifen, Sprache schleifen. Manchmal zwischendurch, immer aber nach Abschluss der letzten Seite der ersten Fassung, bis ich zufrieden genug bin, um das Manuskript abzugeben

  • Überarbeitung gemeinsam mit der Lektorin. Ihre Änderungsvorschläge bedenken, annehmen oder Gegenvorschläge machen. Zweifelsfragen besprechen

  • Druckfahnen lesen und dabei allerletzte Fehler und nötige kleine Änderungen aufspüren

  • Texte, Fotos und eigene kleine Grafiken für meine Webseite, den Blog, andere Orte im Internet oder für Interviewpartner fabrizieren

  • Austausch mit Lesern per Internet oder Email

  • Lesungen planen und vorbereiten

All das kann ich für einen Roman nicht unbedingt in der aufgezählten Reihenfolge abarbeiten. In der Regel gibt es mehrere unabgeschlossene Projekte gleichzeitig, die unterschiedlich weit gediehen sind. Fast immer muss ich z.B. die Arbeit an einem neuen Manuskript für das Lektorat des Vorgängers unterbrechen, der dann schon längere Zeit beim Verlag gelegen hat. Zwischen Abgabe eines Manuskripts und Veröffentlichung vergehen gewöhnlich mehrere Monate.

Was sind Deine persönlichen Lieblings-Genres, und was begeistert Dich an diesen Genres ganz besonders?

Die Einteilung von Büchern in Genres ist mir als Leserin völlig gleichgültig. Ich bin wenig interessiert an Krimihandlungen und exzessiven Gewaltdarstellungen, lese aber jeden Roman gern, der mich in eine glaubhaft gestaltete Welt mit plausiblen Personen versetzt, die mir etwas Interessantes und etwas Spannung zu bieten haben. Meinetwegen darf es dabei fantastisch-magisch, erotisch, akademisch, exzentrisch, alltäglich, zukunftsvisionär oder historisch zu gehen, solange es der Autorin oder dem Autor gelingt, mich von seiner Geschichte zu überzeugen.

Was ist Dein persönliches Lieblingsbuch anderer Autoren?

Es sind zu viele, um sie aufzulisten. Wenn ich nur eins oder einige nenne, habe ich immer das Gefühl, all meinen anderen Lieblingsbüchern und AutorInnen unrecht zu tun.

Schreibst Du aktuell an einem neuen Buch, oder planst Du, an einer neuen Idee zu arbeiten?

Gerade arbeite ich an den letzten zwanzig Szenen eines neuen historischen Romans, der Anfang des 18. Jahrhunderts spielt und sich u. a. mit dem Weg des hannoverschen Welfenhauses auf den englischen Thron beschäftigt. Der Roman wird 2019 im Lübbe Verlag erscheinen. Parallel zur Arbeit am Manuskript entwickle ich bereits neue Romanideen.

Auf welches Deiner Bücher bist Du ganz besonders stolz?

Jedes meiner Bücher hat seine Eigenheiten, an die ich gern denke. Zur Zeit bin ich vielleicht ein bisschen stolz auf meinen historischen Roman »Herrin des Nordens«, den ich 2015 geschrieben habe. Die Geschichte erzählt vom Untergang der Wikingerstadt Haithabu (im heutigen Schleswig-Holstein), deren archäologisch bedeutsame Überreste gerade dieses Jahr zum Weltkulturerbe erklärt worden sind. Ich freue mich, dass ich Haithabus Bedeutung mit meinem Roman sozusagen schon im Voraus ein bisschen gewürdigt habe.

Hast Du vielleicht einen oder mehrere Tipps, die Du angehenden Autoren mit auf den Weg geben kannst?

Am häufigsten wird hier vermutlich das Lesen genannt, und da schließe ich mich an. Viel und breit gefächert zu lesen, gehört für mich sogar zur eigentlichen Arbeit des Schreibens.

Aber, um auch mal etwas anderes zu nennen: Wenn ihr euch mit dem Schreiben befasst, dann macht euch die Sprache, die ihr verwendet, wirklich bewusst. Interessiert euch für Sprache, liebt sie, beschäftigt euch mit ihr. Was sind der historische Ursprung und die wahre Bedeutung eines Wortes? Gibt es ein treffenderes Wort für das, was ihr sagen wollt? Wann ist eine Redewendung richtig und wirkungsvoll eingesetzt? Wie kann ich es den LeserInnen leicht machen, meinen Text zu genießen? Auf dem Gebiet lernt man nie aus, und je früher man damit anfängt, desto besser.

Ausgewählte Bücher der Autorin:

        

Das Team von Indie-Bücher bedankt sich ganz herzlich bei Dir und wünscht Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg!

Psst: Du kannst gerne über die Kommentar-Funktion Fragen an die Autorin stellen. Wir leiten diese dann weiter!

 

Webseite der Autorin